Auf Spuren der Brandschützer
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Umstädter Freiwillige Feuerwehr bietet Führungen zu ihrer Geschichte an
(dor) Auf eine spannende Reise durch die Geschichte der Feuerwehr entführte Gästeführer Hans-Peter Waldkirch eine trotz widriger Wetterbedingungen sehr interessierte Gruppe.
Anlässlich ihres 150. Jubiläums bietet die Freiwillige Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte in diesem Jahr mehrere solcher Touren an, die mit Halt an verschiedenen Stationen durch die Innenstadt führen. Geschichtlich bewandert wusste Waldkirch vieles über die bewegte Geschichte der Feuerwehr im Laufe der Zeit zu berichten. Dabei hörten die gut 20 Teilnehmer nicht nur historische Fakten und besuchten einige Schauplätze verheerender Brände sowie Standorte früherer Feuerwachen, sondern bekamen auch manche Anekdote und kuriose Begebenheit erzählt.
Beginnend bei den Zeiten, als es in Umstadt noch gar keine Feuerwehr gab und im Mittelalter jeder Bürger verpflichtet war, bei der Brandbekämpfung zu helfen – etwa einen ledernen Eimer besitzen musste, um damit bei einem Feuer die Löschkette zu verstärken -, berichtete Hans-Peter Waldkirch etliches geschichtlich Bedeutsames. Dass schon im frühen 18. Jahrhundert in der Stadt keine Häuser mit Stroh gedeckt werden durften, für den vorbeugenden Brandschutz die Kaminfeger zuständig waren, deren Arbeit niemand ablehnen durfte oder dass eine erste Spritze bereits vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr angeschafft worden war, die im Rathaus untergebracht war und nur mit purer Muskelkraft vieler Männer betrieben werden konnte.
Waren einstmals wichtige Gerätschaften in der Säulenhalle untergestellt, so fanden sie später Platz im ersten Umstädter Feuerwehrhaus, im Gebäude des ehemaligen Dieburger Tors. Es befand sich dort, wo heute das Amtsgericht steht. 1879 wurde ein neues Spritzenhaus an der Straße nach Höchst gebaut, neben der Brücke über den Mühlgraben. Erst 1957 konnte die Wehr aus dem alten, deutlich zu kleinen Gerätehaus am Bachtor in das neue Gerätehaus in der Pestalozzistraße umziehen, wo es heute noch zu finden ist. Dort stand dann wesentlich mehr Platz zur Verfügung. Stetig stieg die Anzahl von Gerätschaften und Ausrüstung. Lange und gern unterhielt man sich bei der Führung zum Thema der früheren Fahrzeuge beispielsweise über den wegen seines Aufbaus aus Hartfaserplatten liebevoll so genannten „Pappdeckel-Opel“ von 1942.
Einem Großbrand in der Curtigasse waren 1887 an die zehn Gebäude zum Opfer gefallen, die erste große Bewährungsprobe der freiwilligen Feuerwehr, wie Waldkirch berichtete. 1890 gab es einen erneuten, den wohl verheerendsten Großbrand in der Vorstadt, wo entlang der Hintergasse und auf beiden Seiten der Obergasse 22 Wohnhäuser und 50 Scheunen abbrannten. Auch bei folgenden, großen Bränden in der Altstadt wurden einige Schäden verursacht. Als im September 1941 die ersten Bomben auf die Stadt fielen, wurde ein Haus in der Hintergasse völlig zerstört, acht Menschen kamen dabei ums Leben. Eine andere Sprengbombe beschädigte ein Haus am Scheuerweg, weitere Brandbomben fielen während der Bergung und verursachten Brände in der Frankenstraße, der Habitzheimer Straße und der Habitzheimer Ruh.
Durchaus kritisch beleuchtete Waldkirch die nationalsozialistische Zeit, wo sogar noch vor der Machtergreifung und auch danach mehr als 40 Männer aus der Feuerwehr ausgeschlossen wurden. Während des Zweiten Weltkrieges bekam auch die Feuerwehr die Materialknappheit zu spüren, und vor allem die Brauereien mussten zum Teil ihre Kraftwagen abgeben.
Ein weiter Weg war es noch, bis die Umstädter Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1997 Gefahrgutstützpunkt wurde und auch für große Löschaufgaben gerüstet, vor allem, als auch noch ein Drehleiter hier stationiert wurde.
Eine weitere Feuerwehrführung mit Treffpunkt um 15 Uhr auf dem Marktplatz in Groß-Umstadt findet am Samstag, 17. Juni, statt. Sie dauert etwa anderthalb Stunden und führt durch 150 Jahre Feuerwehrgeschichte. Ein gemeinsamer Abschluss findet am aktuellen Stützpunkt in der Pestalozzistraße statt.
Dorothee Dorschel
Bildunterschrift:
Auf den Spuren der Feuerwehrgeschichte führte Hans-Peter Waldkirch eine Gruppe durch Umstadt, wo sich in der Hintergasse im Jahr 1890 einer der verheerendsten Großbrände ereignete. Bild und Text: Dorothee Dorschel