"Ihr seid unsere künftigen Brandschützer"
| Kinderfeuerwehr-Berichte
(dor) Mit Riesenapplaus wurde am Sonntag die neue Kinderfeuerwehr Groß-Umstadts, genannt "Die Löschtiger", im voll besetzten Festzelt an der Pestalozzistraße empfangen.
Die Freiwillige Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte feierte ihr traditionelles Oktoberfest, und in dessen Rahmen fand die Gründungsfeier der Kinderfeuerwehr statt.
Zu diesem Anlass waren auch viele prominente Besucher gekommen, um alles Gute zu wünschen und nicht zuletzt finanzielle Starthilfe zu geben.
Heutzutage schaue man mit mehr Respekt als früher auf Menschen, die sich wiederum für ihre Mitmenschen einsetzen, lobte Landrat Klaus Peter Schellhaas das ehrenamtliche Engagament, der eigens zur Gründung der Kinderfeuerwehr gekommen war und zitierte ein Umfrageergebnis, nach dem Feuerwehrleute an allererster Stelle der Liste von vertrauenswürdigen Personen stünden. "Feuerwehr, das ist auch ein bißchen so etwas wie Familie, da sind Kinder dabei, auch Erwachsene, aber auch die Alters- und Ehrenabteilung, das ist schon etwas Einzigartiges und etwas, was es sonst so kaum noch gibt." Diese Kinder hier seien die Zukunft der Feuerwehr Groß-Umstadt, einer Tradition, in die sie hinein wachsen könnten. Und alle jenen, die sich bereit erklärten, sie dabei heranzuführen, sei zu danken.
"Man kann nicht früh genug anfangen", meinte auch Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert und bezeichnete diesen Schritt als eine weise Entscheidung. Die Aufgabe, die die Betreuer hier leisteten, sei eine "Herausforderung", denn nicht nur viel Zeit und Arbeit stecke dahinter, sondern ebenso müsse man auch einen Zugang zu den Kindern finden. In Groß-Umstadt gebe es sehr Aktive in der Wehr, aktive Betreuer und auch bei der Jugend. Ein Großteil dieser Aktiven komme immerhin aus der Jugendfeuerwehr und so bleibe zu hoffen, ein Teil der Kinder hier könnte auch einmal übernommen werden. Ruppert lobte das Zusammenspiel der Aktiven, des Vereins, der Betreuer und derer, die sagen, "wir machen das jetzt hier mit" - mitsamt ihrer Eltern. Neben dem, was die Stadt finanziell leiste ("es ist gut angelegtes Geld") gehöre ein genauso aktiver Verein dazu wie eben jene "Leute, die Leib und Leben und ihre Sicherheit riskieren", Menschen, die ehrenamtlich und unentgeltlich ihren Dienst leisten.
Auch Stadtbrandinspektor Stephan Teich freute sich, dass hier eine neue Abteilung gegründet werde, die die Zukunft des örtlichen Brandschutzes darstelle. "Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren die Gelegenheit nutzen kann, euch in der Einsatzabteilung zu begrüßen", an die Kleinen gewandt. "Bis dahin heißt es: Arbeit." Vor rund 50 Jahren habe sich die Feuerwehr die Aufgabe gestellt, Jugendarbeit zu betreiben mit dem Ziel, Nachwuchs für die Einsatzabteilung zu bekommen. Dann sei ersichtlich gewesen, so Teich weiter, dass sich ab einem bestimmten Alter Kinder einem Verein oder Hobby zuwendeten und damit für die Jugendfeuerwehr nicht mehr greifbar waren. Damals habe man erkannt, man müsse die Kinder früher an die Feuerwehr binden. "Und vor ungefähr zehn, 15 Jahren kamen dann so langsam die Kinderfeuerwehren ins Spiel. Mich freut daher ganz besonders, dass auch die Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte sich nun dieser Aufgabe widmet" hob der Stadtbrandinspektor den tollen Beitrag des Betreuerteams mit zusätzlichen Zeitaufwand zum freiwilligen Dienst in der Feuerwehr, ziemlicher Arbeit neben der normalen Arbeit und der Familie hervor.
Kinderfeuerwehren mit allgemeiner Jugendarbeit und Brandschutzfrüherziehung sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Feuerwehr. Die besagte Lücke im Alter von sechs bis zu zehn Jahren möchte die Freiwillige Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte jetzt schließen, so wie es andere in Groß-Umstadt vor ihr schon getan haben. Dieser letzte Pfeiler der Nachwuchsgewinnung bei der Feuerwehr, der Wunsch, eine Kinderfeuerwehr zu gründen, sei schon vor einigen Jahren entstanden, erklärt Umstadts Wehrführer Christian Karn. "Erst im vergangenen Jahr hat sich aber ein Team formiert, das zunächst einmal geplant hat." Der Feuerwehrverein Groß-Umstadt/Mitte sagte seine Unterstützung zu, mit finanziellen Mitteln zum Beispiel und auch den Räumlichkeiten. "Das sind ja dann später wieder aktive Mitglieder, die auch den Feuerwehrverein unterstützen, auch uns im Einsatzfall. Es dauert jetzt halt mal so zehn Jahre, aber es ist die Maßnahme überhaupt, um die Feuerwehr in Zukunft zu halten".
Natürlich werden die Kleinen nicht gleich an Geräten oder Fahrzeugen ausgebildet. Durch Spiel und Spaß die Kinder an die Feuerwehrarbeit heranzubringen, ist das Ziel, erklärt Philipp Ohl, Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Es fange mit Fragen an "Wie setze ich einen Notruf ab?" oder dem richtigen Verhalten im Brandfall, es gibt aber auch viele Angebote wie Bastelarbeiten, die nicht unbedingt mit Feuerwehr zu tun haben, die aber die Teamfähigkeit fördern und den Zusammenhalt. Der Verein sei ein sehr wichtiges Bindeglied zur Kinderfeuerwehr, so Karn, denn ohne den Verein gibt es kein Geld, ob zum Basteln oder für Anderes.
Nach der ersten Gruppenstunde, mit der Anfang Oktober gestartet wurde, mit Kennenlernspielen für die Kinder und kleinen Teamspielen, trifft man sich alle zwei Wochen. Beim nächsten Mal soll eine Feuerwehrlaterne gebastelt werden, geplant ist künftig auch, erste technische Dinge zu zeigen, mal ein Strahlrohr zum Beispiel. "Man muss hier schon wesentlich mehr vorbereiten als für die Jugendfeuerwehr", schildert Karn, "dort hat man sein Auto, macht seine Übungen und eher Standardsachen."
Gut zehn Kinder sind jetzt dabei, das Limit liege erst einmal bei 15, so Karn. Man habe bewusst nicht viel Werbung gemacht. "Wir wollen nicht so vielen absagen müssen." Eventuell sei bei den Kindern noch mit einer großen Fluktuation zu rechnen, überlegt Ohl. "Das soll sich erst mal einpendeln bis Ende des Jahres und dann gucken wir mal, wie's läuft. "Beim allerersten Mal waren elf Kinder da, hauptsächlich im Alter von sechs bis acht. Unter der Leitung von Jasmin Horneff kümmern sich insgesamt fünf Betreuer um die Kinder. Sie hat für dieses Amt auch eine zusätzliche pädagogische Qualifikation abgelegt.
Schon mit dem Tag seiner Geburt haben die Eltern von Lasse Heimer den Mitgliedsantrag für die Freiwillige Feuerwehr ausgefüllt. Seitdem ist der heute Siebenjährige sozusagen dabei. "Als Erwachsener will ich mal Menschen retten", sagt er. "Ich habe zuhause eine Feuerwehr-DVD, die ist sehr gut. Mein Papa ist auch bei der Feuerwehr, den kann ich immer alles fragen was ich wissen will. "Die Kinderfeuerwehr, die mache "total Spaß". Gern mit Feuerwehrautos spielen tut Damian, 6 Jahre, schon lange. Aber jetzt möchte er unbedingt auch Feuerwehrmann werden. Noel mag die Feuerwehr sehr, ist sogar schon mal die hohe Drehleiter hoch gefahren. "Ich hab auch schon zwei Freunde in der Feuerwehr." Der siebenjährige Brian geht in die erste Klasse. Feuerwehr, das ist sein Ding, sagen auch die Eltern.
Quelle Text: Dorothee Dorschel / Foto: Freiwillige Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte