Große Waldbrandübung am Binselberg
| Einsatzabteilungs-Berichte
Rund 80 Feuerwehrleute aus neun Orten probten den Ernstfall
(dor) Wie kann möglichst schnell viel Wasser in den Wald gebracht werden? Die Löschwasserversorgung ist die größte Herausforderung bei Waldbränden. Wo Feuerwehrfahrzeuge nicht direkt in den Wald hineinfahren können, sich gegenseitig blockieren würden, weil nicht genügend Platz ist und auch nicht alle Wege befahrbar sind. Im Rahmen einer von der Feuerwehr Groß-Umstadt/Mitte ausgerichteten Waldbrandübung probten jetzt mehr als 80 Feuerwehrleute einen solchen Ernstfall, wie er jederzeit eintreten könnte.
Hitzerekorde und lange Dürreperioden, der Klimawandel sorgt hierzulande für eine erhöhte Waldbrandgefahr. Auch wenn die Region in diesem Jahr von solchen Ereignissen wie dem Feuer am Muna-Gelände in Münster im August 2022 verschont geblieben ist, stellen sich die Feuerwehren auf die latente Gefahr ein. Dazu diente jetzt die gemeinsame Übung der Feuerwehren Groß-Umstadt/Mitte, Raibach, Richen, Semd, Klein-Umstadt, Hering, Lengfeld, Höchst und Dieburg am Binselberg.
In dem von Umstadts Wehrführer Jan Duschek entworfenen Übungsszenario mit gut 80 Feuerwehrleuten war zunächst die alleinige Alarmierung der Raibacher Feuerwehr vorgesehen, in deren Gebiet eine Ballenpresse auf offenem Feld Feuer gefangen haben sollte und auf den nahen Wald überzugreifen drohte. Wird die Alarmstufe auf das Stichwort „Waldbrand“ erhöht, kommen weitere Einsatzkräfte benachbarter Wehren hinzu.
Um eine kontinuierliche Wasserversorgung zu gewährleisten, kamen bei der Übung mehrere Tanklöschfahrzeuge zum Einsatz, die im Pendelverkehr Wasser von einer Entnahmestelle - in diesem Fall vom Hydranten am Raibacher Sportplatz - an den Waldrand brachten, wo ein Faltbecken mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern errichtet wurde. Von dort wurde das Löschwasser per Schlauchleitung in den Wald gefördert. Dazu wurden gut 850 Meter B-Schlauch verlegt. Als Verstärkerpumpe dienten Tragkraftspritzen, zuvor von jeweils fünf Personen durch den halben Wald getragen. 18 Fahrzeuge wurden eingesetzt, 55 Höhenmeter überwunden, 14 D-Strahlrohre vorgenommen sowie 35.000 Liter Wasser eingesetzt.
„Es ist körperlich immer sehr anstrengend, das ist auch eine der Herausforderungen bei Waldbränden“, erklärte Groß-Umstadts Stadtbrandinspektor Stephan Teich am Rande. Daher müsse man immer auf die eigene Wasserversorgung der Einsatzkräfte achten, gerade bei Temperaturen wie im Juli, „dass da keiner umkippt“. Es sei wichtig, dass den eigenen Leuten nichts passiert. Diese legten teils weite Wege zurück, wie bei der Übung gesehen, gerade wenn man zu Fuß unterwegs ist und noch Material wie Schläuche und Zubehör mit sich führen muss. Üblich bei Waldbränden sei die leichte Schutzkleidung. Große Unterschiede gibt es da zur Schutzkleidung der Atemschutzgeräteträger für den Innenangriff.
Nicht zuletzt besteht bei Waldbränden Gefahr durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume. „Durch die Trockenheit ist die Standfestigkeit der Bäume nicht mehr ganz gegeben“, sagt der Stadtbrandinspektor. Entscheidend sei die Baumart. Bei Laubwäldern, wo es mehr Bodenfeuer gebe, sei das Brandverhalten anders als bei Fichtenschonungen. Man müsse beobachten, ob der Baum noch sicher steht. „Je nachdem, wie das Feuer gewütet hat. Wenn es nur Bodenfeuer war, ist es etwas anderes als wenn es in die Wipfel ging. Der Bodenbereich mit dem Totholz und Trockenem, da kann immer wieder etwas auflodern.“
Das Vorgehen bei der Waldbekämpfung ist auch Thema von Seminaren an der Landesfeuerwehrschule in Kassel. Und es werde noch weiter ausgerollt, ist sich Teich sicher. „Wir sind noch nicht an dem Punkt, wo wir alle hundertprozentig Waldbrandexperten wären, das entwickelt sich mit den Jahren. Was auch damit zu tun hat, dass das Thema durch die Trockenheit der letzten Jahre hier auch vermehrt vorkommt.“ In den vergangenen fünf, sechs Jahren sei man öfter damit konfrontiert, während Bilder von großen Rauchsäulen aus dem Wald früher eher selten gewesen seien.
„Es hat sehr gut geklappt“, fasste Jan Duschek die diesjährige Waldbrandübung zusammen. „In dem Maß haben wir das noch nicht so geübt. Natürlich, es könnte immer schneller gehen.“ Aber um Abläufe zu optimieren, Fehler zu beheben oder auch mal schwierige Wege auszuprobieren, komme es nicht auf die Geschwindigkeit an. „Es gibt auch immer Feinheiten, an denen man justieren kann. Aber das sind Kleinigkeiten. Wir haben heute hier erreicht, was wir erreichen wollten.“